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Pilgererfahrung auf der Via Regia von Görlitz nach Trier

Gebannt lauschten etwa 30 Besucher den Schilderungen von Brigitte und Ansgar Scholz über ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf dem Pilgerweg von Görlitz nach Trier. Die Via Regia, der "königliche Weg", wurde 1252 erstmals urkundlich erwähnt und unterstand dem Schutz der verschiedenen Könige. Die Anfänge dieses sicheren Handelswegs reichen aber bis ins 8. und 9. Jahrhundert zurück. Dass diese Route auch von vielen Pilgern benutzt wurde, zeigen auch heute noch Pilgerdenkmäler entlang der Strecke.
Seinen Pilgerweg startete das Ehepaar Scholz in Görlitz, dann ging es über Bauzen, Kamenz, Großenhain, Leipzig, Merseburg, Freyburg, Naumburg, Eisenach, Vacha, Fulda, nun der Bonifatiusroute folgend über Frankfurt/M. nach Mainz und dann nach Trier, 620 km zu Fuß und immer der Pilgermuschel oder dem Bonifatiusstab als Wegzeichen folgend.
Sechseinhalb Wochen laufen, Wind und Wetter ausgesetzt, die gesamte Habe im 10 - 12 kg schweren Rucksack geschultert, durch Morast und sumpfige Wiesen, durch Hitze und Gewitter und mitunter keine Gewissheit, ob die Herberge noch Platz hat oder überhaupt noch existiert. Das sind physische aber auch psychische Herausforderungen. Vor allen Dingen ist Durchhaltevermögen gefragt, Abstriche vom gewohnten Leben sind zu machen, nicht jeden Abend steht eine Dusche bereit, mitunter muss auch ein sehr kleines Handwaschbecken reichen. Nicht jede kleine Ortschaft, durch die der Weg führt, hat einen Gasthof oder Einkaufsladen, so dass die beiden Pilgerer manchmal hungrig zu Bett gehen mussten. Nach manch einer Etappe mussten Schuhe und Kleidung an Heizkörpern getrocknet werden, da das Wetter regnerisch war. Das Ehepaar berichtete von ganz unterschiedlichen Begegnungen mit den Menschen unterwegs: Die einen waren hoch interessiert, über die Beweggründe des Pilgerns und den eingeschlagenen Weg etwas zu erfahren, andere erwiderten nicht einmal den Gruß der Pilgerer. Doch oft wurde ihnen ein sehr freundlicher, gar herzlicher Empfang zum Teil mit Kaffee und Kuchen bereitet und eine freundliche Herberge bot Entspannung nach dem anstrengenden Tag.
Viele Orte boten auch kulturelle Sehenswürdigkeiten, von denen nur einige wenige genannt werden können. Bautzen an der Spree ist das politische und kulturelle Zentrum der Sorben, Kamenz die Geburtsstadt von Lessing, bei Leipzig liegt das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald, Naumburg hat den berühmten Dom und die Stifterfiguren, Eisenach und die Wartburg sind durch das Wirken von Luther bekannt, Vacha mit der steinernen Brücke über die Werra liegt an der ehemaligen Zonengrenze, wovon noch Wachtürme und der ehemalige Todesstreifen am Point Alpha zeugen. Der Fuldaer Dom und das Kloster sind ebenso berühmt wie der Mainzer Dom. Schließlich endete die Pilgerreise in Trier vor der Basilika des Apostels Matthias, die das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen besitzt. Der Zug brachte das Ehepaar Scholz nach Mannheim zurück, um sehr viele Erfahrungen und Begebenheiten reicher. Vielleicht steht demnächst die Via Baltica auf dem Programm der beiden Pilgerer.

D. Frank

 

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